Intuitives Essen aus Sicht des Ayurveda

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Intuitives Essen

und was Du über Dein Körpersystem wissen solltest, bevor Du damit anfängst.

Sicherlich hast Du schon vom Intuitiven Essen gehört. Beim Intuitiven Essen geht es darum, dass Du Deine Körpersignale als Basis für Deine Essensauswahl und -quantität nimmst. Es wird davon ausgegangen, dass Dein Körper Dir zu jeder Zeit adäquate Signale sendet, welche Lebensmittel und wie viel davon er braucht.  Im Gegensatz zu anderen Ernährungsformen und -dogmata gibt es beim Intuitiven Essen keine Regeln über Makronährstoffverteilung (wie z.B. kohlenhydratreduzierte Ernährung), Lebensmittelgruppen (vegan, vegetarisch, FODMAP etc.), Zubereitungsformen (Rohkost) oder Zeitfenster (intermittierendes Fasten). Der Grundsatz lautet, dass Du immer dann, wenn Du „physiologischen“ Hunger verspürst, essen solltest – und zwar das, worauf Du in diesem Moment Hunger hast.

Die Sicht des Ayurveda

Aus Sicht des Ayurveda sind die Grundsätze des intuitiven Essens absolut erstrebenswert. Gesundheit im Ayurveda ist tief mit der Idee verbunden, dass Du das Gespür dafür (wieder-)entwickelst, was Deinem Körper, Geist und Sinnen gut tut. In der ayurvedischen Psychologie ist Deine Intuition ein Teilaspekt des Buddhi, Deiner natürlichen Unterscheidungskraft und höheren Intelligenz darüber, was für Dich zuträglich ist und was weniger.

Jedoch geht der Ayurveda davon aus, dass Deine Intuition nur dann funktionieren kann, wenn Deine Doshas und Agni in Balance sind und Dein Körpersystem frei von Rückständen (Ama) ist. Ist z.B. eines Deiner Doshas erhöht, kann es sogar sein, dass Du Appetit auf die Dinge bekommst, die Dir weniger gut tun (Prajnaparadah). In diesem Falle bekommt ein erhöhtes Kapha-Dosha übermäßige Süß-Gelüste, Pitta hat Verlangen nach Saurem oder Scharfen und Vata beginnt die nächste Rohkostdiät. Deine aus der Balance geratenen Doshas verlangen nach dem, was sie noch mehr erhöht – und was für Dich in diesem Moment am wenigsten zuträglich ist. Deine Intuition (oder was Du in diesem Moment fälschlicherweise dafür hälst) ist verzerrt und Deine Körpersignale senden Dir falsche Zeichen. Ich habe in meiner Zeit als Ernährungsberaterin jedenfalls noch keinen Diabetiker kennengelernt, der Verlangen nach bitterem Gemüse hatte.

An meinem eigenen Körper habe ich diese Fehlleitung schon oft selbst erfahren. Ich liebe z.B. seit meiner Kindheit scharfes Essen und war immer stolz darauf, selbst in Lateinamerika mein Chili schärfer als die Einheimischen dort zu würzen. Natürlich ist diese Angewohnheit auf mein Naturell zurückzuführen (Pitta-Vata). Es täte mir definitiv nicht gut, mich dauerhaft scharf, schärfer am schärfsten zu ernähren.

Daher geht der Ayurveda einen gemäßigten Weg. Das langfristige Ziel ist es, dass Du Dein Körpersystem so ausbalancierst und reinigst, dass Deine Intuition zum Leitfaden Deiner Ernährungsentscheidungen werden kann und Dein Gefühl für das rechte Maß zurückkehrt.

Bis dahin – und auch immer Mal wieder zwischendurch – ist es aber wichtig, gewisse Ernährungsgrundsätze einzuhalten. Dazu bietet der Ayurveda ein sehr breites Spektrum an undogmatischen Richtlinien, die aus der jahrtausendealten Erfahrung mit verschiedensten Körpersystemen entstammen.

 

In meiner Ernährungsberatung prüfe ich meine Klient*innen daher grundlegend auf Dosha-Balance, Agni-Zustand, Ama und entwickele darauf basierend einen individuell zuträglichen Ernährungsplan. Liegt z.B. Ama im Verdauungstrakt vor, liegt der Fokus immer erst auf einer sanften Reinigung und Entschlackung. Das Verdauungsfeuer Agni muss korrigiert werden. Sobald sich hier eine Balance einstellt, kann eine Dosha-gerechte Ernährung die Basis für einen langfristigen und intuitiven Lebensweg werden.

 

Mit besten Wünschen für Deine Gesundheit

Annemarie Giordano